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Was macht ein Sommelier?

Haben Sommeliers Supernasen oder sind das Laberbacken?

In vornehmen Lokalen und solchen, die es gerne wären, gehören sie zum guten Ton: Sommeliers. Die Guten unter ihnen beraten ihren Gast, begeistern ihn mit ihrer Leidenschaft und ihrer Weinexpertise und bescheren ihm ein wunderbares Genusserlebnis. Aber jeder von uns kennt auch diesen Typus: Die Nase ganz weit oben, versteigt er sich zu immer abenteuerlicheren Worthülsen. Mit stechendem Blick mustern sie einen wie der Türsteher vom legendären Berliner Club Berghain. Als Gast hat man geradezu das Gefühl man müsse zunächst einmal beweisen, dass man des Weines würdig sei.

Dabei sind Sommeliers nicht etwa Menschen mit einer „besseren“, sondern nur einer „geschulteren“ Nase. Ein Einblick in das ehrliche Handwerk der Sommeliers und eine Abrechnung mit den überheblichen Weinsnobs.

Zunächst halten wir fest: Sommelier ist man nicht einfach, man muss es erlernen. Jeder, der sich Sommelier oder (weiblich) Sommelière nennen darf, hat hierfür eine Ausbildung und/oder sogar ein Studium der Önologie durchlaufen. Das verdient auf jeden Fall Respekt! In dieser Ausbildungszeit schult der Sommelier seine Nase, so wie ein Fotograf sein Auge oder ein Tontechniker seine Ohren schult. Natürlich denken wir bei dem Begriff „Sommelier“ vor allem an Weine. Zum Ausbildungsinhalt gehört aber auch das sensorische Verkosten von Bier, Spirituosen, Kaffee, Tee, Zigarren und Wasser (man muss es erlebt oder besser erschmeckt haben, aber es gibt RIESIGE Unterschiede beim Wasser). Der Sommelier trainiert auch im späteren Job kontinuierlich eine Flüssigkeit im Ganzen zu erfassen, aber auch jede kleine Nuance für sich wahrzunehmen. Ähnlich wie ein Pianist jede einzelne Note, aber auch das harmonische Zusammenspiel wahrnimmt.

Sommelier analysiert Wein

Die Odyssee der Masters of Wine

Zweifelsohne das Manchester United unter den Sommelier-Schulen ist das britische „Institute of Master of Wine (IMW)“. Zwei Jahre mit einem sehr hohen Anteil an Selbststudium und Kosten von bis zu 5.000 Euro pro Seminarmodul sorgen für einen exklusiven Teilnehmerkreis. Die als sehr anspruchsvoll geltende Abschlussprüfung reduziert diesen Kreis dann noch mal auf seine Essenz. Im theoretischen Prüfungsteil müssen die angehenden Sommerliers sowohl in weintypischen Wissensbereichen wie Weinanbau, Kellertechniken, aber auch in Unternehmensführung, Buchhaltung und Marketing brillieren. Daneben gehören aber auch Allgemeinwissen zu Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur zu den abgefragten Gebieten. Denn ein Sommelier ist ja kein Wissenschaftler im stillen Kämmerlein, sondern immer in Interaktion mit Gästen.

Hat man diese Hürden erfolgreich gemeistert, müssen die Prüflinge „nur“ noch Weine blind degustieren, beschreiben und identifizieren. Wer das schafft, darf sich zu den lediglich 30% zählen, die in jüngerer Zeit alle Prüfungen bestanden. Jetzt gehören sie endlich zum renommierten Kreis der Masters of Wine.

Alle gähnen beim Fachjargon-Bingo

Das komplette Gegenteil dieser Elite sind nervige Weinsnobs. Mit ihrem Gehabe, ihren Worthülsen und ihren endlosen Fachjargon-Aneinanderreihungen sorgen diese Exemplare bestenfalls für Erheiterung und schlimmstenfalls für Fremdscham und die Bestellung „nee dann doch lieber ein schnödes Pils für mich“. Unsägliche Sätze wie „Barrique-Noten in der Nasen sind ja immer ein Statement“, „Die Portugiesen (meint Portugiesische Rotweine Anm. d. Red.) muss man ja allein schon wegen ihren rubinroten Reflexen lieben“ oder „Ah, dieser Wein schmeckt etwas rhombenförmig, etwas hart im Ansatz, aber er ragt weit in den Hals hinein.” Allein schon die Tatsache, dass einer dieser Sätze ein Zitat aus einem Helge Schneider Film ist und man nicht zweifelsfrei sagen könnte welcher, verdeutlicht worum es uns hier geht.

Naturbelassener Weinberg

Liebe Sommeliers, Wein ist so etwas wunderbares

Verderbt es euren Gästen bitte nicht mit schwulstigem Fachjargon. Prahlt nicht mit eurem Knowhow, sondern begeistert lieber mit Spaß am Rebensaft. Produziert keine inhaltslosen Phrasen, sondern erzählt euren weinverliebten Gästen lieber eine Story zum Wein. Natürlich sollt ihr euch nicht so anhören wie die beschreibenden Texte auf Discounter-Weinen à la „Dieser Weißwein passt zu Fisch und Meeresfrüchten“.

Aber wie wäre es denn mal mit „Hier schmeckt man richtig, dass der Winzer ein richtiger Naturbursche ist. Die uralten Spätburgunderreben wurzeln nämlich in kompromisslos verwilderter Natur. Hier summen noch Hummeln durch die Weinberge und Käfer krabbeln durch wild gewachsene Kräuter.” Also, es geht eben auch ohne wesenloses Brimborium. Und jetzt seien wir mal ehrlich: Was macht mehr Lust auf Wein? Was animiert eher zu einem „oh, den will ich mal probieren!“. Welche Geschichte erzählen die Gäste am nächsten Tag ihren Freunden? Die von den wilden Winzern, die Verantwortung für die Natur übernehmen oder die von den holzigen Kopfnoten im Abgang? Eben.

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Warum werden von Rotwein die Zähne blau?

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